Fünf weniger drei ist zu wenig
31.5.2008 |
Nachrichten
DER HINTERGRUND: Sparkonzept für den Brandschutz Schieder-Schwalenberg
(upf). Der Ansatz klingt gut: Die Feuerwehr könnte durch Umstrukturierung den Haushalt von Schieder-Schwalenberg jährlich um 15000 Euro entlasten. Könnte. Denn im Sparkonzept liest sich alles schlüssig, aber die Rechnung haben die Unternehmensberater ohne die Blauröcke gemacht. „Durch die Zusammenlegung der Löschzüge und -gruppen sowie der Gerätehäuser in zwei große Standorte könnte Einsparpotenzial erzielt werden, ohne die Zielerreichungsstandards zu senken“, haben die Berater von Rödl&Partner festgehalten.
Im Klartext heißt dies: Es soll nur noch Feuerwachen in Schieder und Schwalenberg geben, während Brakelsiek, Lothe und Wöbbel außer Dienst gestellt und die Löschgruppen in die beiden großen Löschzüge eingeordnet werden. Rödl&Partner gehen davon aus, dass somit auch das Niveau an Ausrüstung und Ausstattung an beiden Standorten gehoben würde. So weit die Theorie – bei der sich die Berater weitgehend auf die Feststellungen der Gemeindeprüfungsanstalt stützen, wie es in Schieder-Schwalenberg immer wieder heißt. Der berüchtigte Begriff vom Kirchturmdenken steht über dem Vorschlag der Unternehmensberatung: Dieses zu bewältigen und die Wehr neu aufzustellen, sei die große Herausforderung. Allerdings geht das Sparkonzept mit diesem Vorschlag ebenso von „veralteten“ Gegebenheiten aus wie bei der Feststellung, dass nach dem Brandschutzbedarfsplan und dem Personalstand der einzelnen Löschzüge die so genannte Tagesalarmsicherheit für das Stadtgebiet nicht gegeben sei. „Wir haben uns schon lange Gedanken gemacht, noch bevor jemand auf die Idee mit der Unternehmensberatung gekommen ist“, sagt Wehrleiter Rainer Pook: Die enge Zusammenarbeit der Löschgruppen sei längst kein Fremdwort mehr – schließlich stamme der Brandschutzbedarfsplan noch von 2001, die Hausaufgaben seien mittlerweile längst erledigt. So sei etwa zwischen den Löschgruppen Schieder und Brakelsiek vertraglich vereinbart worden, dass im Einsatzfall stets beide Löschgruppen alarmiert würden – weil Brakelsiek mehr Inhaber der Führerscheinklasse II habe, die tagsüber verfügbar seien. Auch sei die Alarmierungsschleife der Einheiten im Stadtgebiet neu festgelegt worden: „Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wer in welcher Einheit zuhause ist“, sagt Pressesprecher Jens Bumahn. So bestehe eine Löschgruppe etwa komplett aus Mitarbeitern von Phoenix Contact. Im Gerätehaus in Schieder werde für 20 Mann eine doppelte Einsatzausrüstung vorgehalten, um die Wege zu verkürzen. Dennoch bleibe die Tagesverfügbarkeit „hart an der Grenze“. Als Beispiel nennt Bulmahn das Szenario eines „zeitkritischen Einsatzes“: Mittelbrand mit zu rettenden Personen im ersten Obergeschoss eines Wohnhauses um 11 Uhr. „Wenn wir so einen Einsatz auf den Dörfern haben, dann müssen wir jeden verfügbaren Mann rankriegen.“ Und genau da ergibt sich für die Wehrführung das Problem aus dem Sparvorschlag: „Wenn wir die Löschgruppen zusammenlegen, dann ist die Feuerwehr für ein Drittel der Leute erledigt“, sagt Bulmahn. Eine konkrete Befragung habe ergeben, dass die zumeist fest in der dörflichen Gemeinschaft verwurzelten Feuerwehrleute ihre ehrenamtliche Tätigkeit eng mit ihren Wohnorten verbinden. Das allerdings ist nicht das einzige Problem, das sich durch die Konzentration auf zwei Standorte ergeben würde. Brennt es auf dem Dorf, würde sich besonders bei Nachteinsätzen die Ausrückzeit der Wehr verlängern. Jetzt, so Rainer Pook, seien an jedem Standort Leute verfügbar, die sofort ausrücken und erste Maßnahmen ergreifen könnten. „Das wird schwierig, wenn die Wöbbeler erst nach Schieder fahren müssen, um ihre Ausrüstung zu holen.“ Auch erfordere eine Zusammenlegung neue räumliche Konzepte. Das Gerätehaus in Schieder sei für 60 Mann nicht ausgelegt – dort herrsche bereits jetzt große Enge, so dass sich zum Beispiel die Wehrleute unmittelbar hinter den Fahrzeugen in der Halle umziehen mussten. Pook: „Es wären einige Investitionen zu tätigen, und die Zinsen dafür wären höher als die Einsparungen.“ Unter dem Strich bleibt der Schiederaner Wehrleitung nur ein Fazit aus ihren Überlegungen – und das richtet sich an den Kreis als Aufsichtsbehörde für den Brandschutz. Bulmahn: „Landrat Friedel Heuwinkel ist selbst Feuerwehrmann, der weiß um unsere Probleme.“
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