Dankworte des Bürgermeisters

14.4.2010, 0:04 Uhr | Einsätze

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
 
nachstehend veröffentlichen wir einen Brief unseres Bürgermeisters Gert Klaus, welcher sich an alle Beteiligten des Großbrandes vom 11.04.2010 in Schwalenberg richtet. Herr Klaus hat diesen Brief per Email heute Nachmittag an die Kreisbrandmeister, an die Leiter der lippischen Feuerwehrensowie an die Bürgermeister in Lippe gesandt. Empfänger sind auch Mitarbeiter und Verantwortliche der Stadt Schieder-Schwalenberg, des Kreises Lippe sowie der Bezirksregierung Detmold:


Betreff: Einsatz in Schwalenberg

Sehr geehrte Herren,

Feuerwehrleute schätzen aus guten Gründen klare Worte.

Im Namen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Schieder-Schwalenberg und ganz persönlich bedanke ich mich sehr herzlich für Ihren Einsatz und den Einsatz Ihrer Kameradinnen und Kameraden am 11./12./13. April in Schwalenberg.

Der Bevölkerung ist deutlich geworden, was sie an der Feuerwehr hat.

Zu Recht dürfen wir die von ehrenamtlich tätigen Menschen getragene Freiwillige Feuerwehr als die wohl wichtigste Bürgerinitiative bezeichnen.

In der Sitzung des Rates der Stadt Schieder-Schwalenberg am 13. April habe ich über den Einsatz und den Stand der Dinge berichtet.

Glücklicherweise haben wir in Schieder-Schwalenberg schon immer ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Politik, Verwaltung und Feuerwehr gepflegt (abgesehen von früheren kleineren politischen Plänkeleien).

Lobende und anerkennende Worte über die Feuerwehrleute, die in Schwalenberg ihren Dienst getan haben, in einer Situation, in der wir teilweise gar nicht abschätzen konnten, wie groß die Gefährdung der Einsatzkräfte am Brandort war, wurden mit Beifall bedacht.

Im Rat ist nochmals betont worden, dass es richtig und wichtig war, vor allem auch die kleineren Löschgruppen in den Ortsteilen bestehen zu lassen, weil wir die enge Bindung der Bevölkerung an die Feuerwehr brauchen, weil dort ein erheblicher Teil der Jugend- und Nachwuchsarbeit geleistet wird.

Unternehmensberater hatten uns noch vor wenigen Jahren erhebliche Einschnitte empfohlen.
Wir sind den Empfehlungen nicht gefolgt.
Der Beschluss war einstimmig.

Wir können und dürfen, hier in Schieder-Schwalenberg, in Anbetracht unserer Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur nicht auf engagierte Feuerwehrleute verzichten!

Die Unternehmensberater von Rödl & Partner hatten übrigens im Jahr 2008 geschrieben: "… Auf der anderen Seite ist es der Stadt als Haushaltssicherungsgemeinde kaum möglich, in die Ausrüstung und personelle Ausstattung der Feuerwehr zu investieren. Eine besondere Herausforderung wird daher sein, auch im Bereich Feuerwehr das 'Kirchturmdenken' der Ortsteile zu bewältigen. Damit wäre eine Umstrukturierung der Feuerwehr denkbar. Durch die Zusammenlegung der Löschzüge und -gruppen sowie der Gerätehäuser in zwei große Standorte könnte Einsparpotential erzielt werden, ohne die Zielerreichungstandards zu senken. …Eine solche sensible Lösung ist im aktiven Dialog mit der Freiwilligen Feuerwehr zu erarbeiten und setzt den Willen der Freiwilligen Feuerwehr neben der Umstrukturierung auch für die Überwindung des Ortsdenkens voraus. …"

Dabei ist wahrscheinlich nicht wirklich bedacht worden, dass es sich bei der Feuerwehr ausschließlich um Ehrenamtliche handelt, die in ihren Ortsteilen verwurzelt sind. Dort bestehen die sozialen Gemeinschaften, in denen sich Ehrenamt entwickeln kann. Unter diesen Gesichtspunkten ist das Ortsdenken eher positiv zu sehen. Zusammenarbeit findet schon der Weise statt, dass Feuerwehrleute sowohl am Wohnort als auch am Arbeitsort im Feuerwehrgerätehaus einen Ausrüstungssatz vorfinden und Einsätze in unterschiedlichen Einheiten fahren. Bei reduzierten Strukturen würden wir Potentiale verlieren. … und an Tagen wie den vergangenen gerät dann schon einmal die Feuerwehr in ganz Lippe an die Grenzen der Belastbarkeit, und trotzdem ist immer und an jedem Ort der Grundschutz zu gewährleisten. Manche Dinge werden bei einer rein betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise halt schon einmal ausgeblendet … Das macht die Situation im Ernstfall für alle Verantwortlichen nicht erträglicher!

Ehrenamt:
Es war eindrucksvoll zu erleben, dass ein Einsatz in der Dimension in der Nacht vom 11. auf den 12. April nahezu ausschließlich durch Ehrenamtliche mit hoher Professionalität geleitet und geleistet wurde.

Schön, dass neben unserer Wehrführung auch zahlreiche Leiter der unterstützenden Wehren in Schwalenberg waren, um in einem großen Team die Organisation zu optimieren!

Zu den Kosten, auf die KBM Karl-Heinz Brakemeier eingegangen ist:

Es ist noch nicht geklärt, ob die Stadt Schieder-Schwalenberg überhaupt einen Anspruch auf Ersatz der Einsatzkosten durch das Unternehmen OWL-Entsorgung bzw. dessen Versicherung hat.

Gleichwohl:
Die Einsatzfähigkeit aller eingesetzten Wehren musste und muss kurzfristig wieder hergestellt werden.
Daher wird wie vorgeschlagen und vereinbart verfahren.
Dass die Stadt Schieder-Schwalenberg schon vor dem Großbrand "pleite" war (schlechteste Finanzlage aller Kommunen in Lippe), ist bekannt.
Trotzdem wird dem Gesetz entsprechend der notwendige Ersatz der Sachkosten an die Träger der Feuerwehren erfolgen (müssen).
Sie, die Leiter der Wehren, werden mit Ihren Bürgermeistern und zuständigen Verwaltungsmitarbeitern den Umfang notwendiger Ersatzbeschaffungen absprechen und den Gesichtspunkt "Zeitwert" klären.

Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Feuerwehrleute in Schwalenberg hat sicherlich auch dazu beigetragen, das Ansehen der Feuerwehren in der Öffentlichkeit zu heben.

Schließlich dürfen wir sehr dankbar dafür sein und uns darüber freuen, dass beim Einsatz niemand ernstlich verletzt wurde.

Wir haben bei allem Unglück noch viel Glück gehabt.

Wären unsere Feuerwehrleute nur eine kurze Zeit früher eingetroffen und in die Feuerwalze auf der Julius-Müller-Straße geraten, hätte es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens Verletzte gegeben.

Dies zumindest macht deutlich, dass bei "kritischen" Unternehmen der Chemie- und Abfall-Branche vielleicht präventiv noch etwas mehr in Sachen Sicherheit und Brandschutz getan werden muss.

Sollten sich in diesem Zusammenhang bei den laufenden Ermittlungen neue Erkenntnisse ergeben, wird darüber auch in Wehrführerdienstbesprechungen zu reden sein.

Ich wünsche Ihnen und uns, dass ein derartiges Schadensfeuer die Feuerwehren in Lippe nicht so schnell wieder herausfordert.

In meinen Dank schließe ich selbstverständlich auch die Verantwortlichen in den benachbarten Kreisen ein, die sehr schnell technische Hilfe in Form der Lieferung von Löschmitteln geleistet haben

Die Mitarbeiter der betroffenen Leitstellen und Einsatzleitungen haben ebenso ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Einsatz geleistet.

Die häufig geübte Zusammenarbeit der Feuerwehren der Region hat sich in Schieder-Schwalenberg bewährt.

Leiten Sie diese E-Mail bitte auch gerne an die Mitglieder Ihrer Feuerwehren weiter.

Dank und Anerkennung auch für den engagierten Einsatz der Rettungsdienste und Notärzte, der Mitarbeiter der Wasserbehörden, der Aufsichtsbehörden, der LANUV, der Polizei und der Stellen, die ich möglicherweise und versehentlich in dieser E-Mail nicht erwähnt habe!

Mit freundlichen Grüßen
aus dem Rathaus Schieder-Schwalenberg
 
Gert Klaus
Bürgermeister
 
Stadt Schieder-Schwalenberg
Domäne 3
32816 Schieder-Schwalenberg
 
Telefon:   05282 / 601-12
mobil:      0170 / 564 13 99
Fax:        05282 / 601-911
e-Mail:    G.Klaus@schieder-schwalenberg.de





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