Mittelbrand, Schwalenberg

25.8.1961, 19:00 Uhr | Einsätze

Keine Lebensgefahr für die verletzten Feuerwehrleute – Zehn Minuten nach Eintreffen der Wehr erfolgte Explosion
Schwalenberg. So berichteten wir gestern: Donnerstag gegen 19.oo Uhr, ein dumpfer Knall peitscht durch das feierabendliche stille Schwalenberg. In der Möbelfabrik A. Tippenhauer ist der zehn Meter hohe Spänebunker von einer Explosion zerrissen worden. Fabrikinhaber Walter Tippenhauer und die beiden Feuerwehrleute, stellvertretender Brandmeister Hermann Niederbracht sowie Willi Eikermann müssen mit schweren Verbrennungen in das Steinheimer Krankenhaus eingeliefert werden.
Kurze Zeit nach dem Unglück treffen wir an der Unfallstelle ein. Zwei Arbeiter schleppen in Holzkübeln feuchte Späne aus dem Keller der Fabrik. „Gewöhnlich machen wir um 17.oo Uhr Feierabend. Bis wir dann die Fabrik verlassen, vergeht noch geraume Zeit. Heute wurde es 17.2o Uhr. Zu dieser Zeit trat schon Rauch aus dem Spänebunker“, erklärt uns einer der beiden.

Was geschah vor der Explosion?
Image Selbstverständlich ist auch Kreisbrandmeister Windt schon zu Stelle. Seinen Stellvertreter Kluckhuhn hat er gleich mitgebracht. „Was wurde von kurz nach 17.oo Uhr bis zu Explosion seitens der Feuerwehr getan?“, wollten wir vom Kreisbrandmeister wissen. Zu unserer Überraschung erfahren wir: “Die Feuerwehr wurde erst kurz vor 18.3o Uhr alarmiert. Nur Minuten später war Schwalenbergs Wehr mit Oberbrandmeister Friedrich Koke zur Stelle. Viel zu tun war keine Zeit mehr. Um 18.4o Uhr knallte es.“ Was aber geschah zum Zeitpunkt der Explosion? Fest steht, dass Fabrikinhaber Walter Tippenhauer versucht hat, eine Luke im Dach des Bunkers zu öffnen. Dabei wurden er und auch die beiden verletzten Feuerwehrleute von der Explosion überrascht.„Ja, es gab eine Knall, nicht mal so laut, die Fensterscheiben zitterten, dann war es unheimlich still“, berichtet uns eine Frau aus einem in der Nähe der Fabrik gelegenen Haus. Und jetzt, Stunden nach dem Unglück, könnte ein Uneingeweihter glauben, hier sei nichts geschehen.. Es sei denn, er wundert sich darüber, dass die Fabrik hell erleuchtet, aber kein Lärm oder auch nur Summen von Maschinen zu hören ist. 

Zwölf Stunden später
Wie sieht es nun zwölf Stunden später, wo die Dunkelheit gewichen ist, am Unfallort aus. Die Feuerwach tun nach wie vor ihren Dienst. Sie hilft, den etwa vier Meter hohen Spänehaufen im Bunker abzutragen. Kriminalpolizei und die Vertreter der Lippischen Landesbrandversicherung sowie Oberbrandmeister Koke und stellvertretender Kreisbrandmeister Kluckhuhn nehmen ihre routinemäßigen Untersuchungen vor. Auch heute können sie noch nicht sagen, wie es zum Unglück kommen konnte, wie hoch der Schaden ist.
Stellvertretender Kreisbrandmeister Kluckhuhn erklärt uns:“Selbstentzündung der Späne kommt als Ursache nicht in Frage. Es mag sein, dass Funken vom Schornstein in den Bunker geflogen sein, dass glühende Späne, entstanden beim Sägen von metallgeklammerten Furnierbrettern, mit abgesaugt worden sind.“

Keine Lebensgefahr
Oberbrandmeister Koke besuchte am frühen Freitagmorgen seine Kameraden im St. Rochus-Spital in Steinheim. Sie waren noch nicht vernehmungsfähig. Lebensgefahr besteht weder für sie noch für Fabrikinhaber Walter Tippenhauer. Chefarzt Dr. med. Kreuzer bestätigt uns dies telefonisch. Er sagte uns auch, dass bei keinem eine Amputation vorgenommen werden müsse, wie es gerüchteweise unter den Schwalenbergern die Runde machte.
„Das kann keiner verantworten“, meinte Kreisbrandmeister Windt, als an ihn die Frage gerichtet wurde, ob denn die Arbeit in der Fabrik wieder aufgenommen werden könnte. Im Spänebunker klafft ein etwa fünf Meter langer Riss. Das Dach ist um rund 30 Zentimeter aus den Fugen gerissen. Die Baupolizei muss ein Gutachten abgeben. Vorerst stehen die etwa 45 Arbeiter auf der Straße. „Das ist nicht weiter schlimm, erklärt einer von ihnen. Weit schlimmer wäre es gewesen, wenn die Explosion während der Arbeitszeit erfolgt wäre“





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